Schutz der Meere
Kann Schmuck mit Korallen bedenkenlos getragen werden?
Bild: Aldo Ferrucci
Die Ernte von Korallen ist streng reglementiert. Die Kontrollorgane sind je nach Fundort unterschiedlich:
Pazifikkorallen
Der Abbau und Handel der Korallenarten aus dem Pazifikraum wird durch CITES reguliert und überwacht. Die «Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora» ist eine weltweite Vereinigung zum Schutz von bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
Mittelmeerkorallen
Der Abbau wir durch die Agentur «General Fisheries Commission for the Mediterranean», einer Unterorganisation der «Food and Agriculture Organization of the United Nations» streng geregelt. Durch die streng kontrollierten Vorschriften sind Mittelmeerkorallen nicht vom Aussterben bedroht.
Riff- und Edelkorallen
Die Korallenvorkommen sind vielfältig. Man findet sie in Tiefen von wenigen Metern bis unter 1 000 Metern. Typische Fundorte sind die Küstenregionen des Pazifischen Ozeans, das Mittelmeer, der Nordosten von Japan und die Midway-Inseln.
Die weit über 1000 bekannten Arten von Korallen müssen grundsätzlich in zwei Hauptkategorien eingeteilt werden:
1. Die Riffkorallen
2. Die Edelkorallen
Die Riffkorallen sind Kolonien bildende Nesseltiere. Wie der Name bereits erahnen lässt, sind sie für die Bildung und das Fortbestehen der Korallenriffe verantwortlich. Sie leben im seichten Wasser, sind weich und brüchig, dienen kleinen Fischen als Behausung. Diese Kategorie der Korallen ist leider durch die Verschmutzung und Erwärmung der Meere in ihrem Fortbestand gefährdet. Aber die Riffkorallen sind auf Grund ihrer geringen Härte, ihrer zarten Verästelung und ihrer eintönigen Farbgebung für die Schmuckherstellung unbrauchbar. Ein Schmuckstück mit verarbeiteter Koralle besteht niemals aus dieser gefährdeten Spezies.
Die Edelkorallen sind Steinkorallen. Sie bilden durch die Einlagerung im Inneren ihrer Amöbenkolonien Kalkskelette, welche zu grossen und harten astförmigen Gebilden wachsen können. Die Äste können eine Stärke bis zu 15 cm Durchmesser erreichen und eine Höhe von 150 cm.
Ihr Lebensraum befindet sich hauptsächlich in 200 bis über 1000 Metern Tiefe. An den Astenden befinden sich öfters farbenprächtige Polypen, die den Eindruck vermitteln, der Korallenstock sei eine unter Wasser blühende Pflanze.
Nach unbestimmter Zeit werden die Kalkskelette von den Amöbenkolonien verlassen und zerfallen in der Folge wieder – der perfekte Zeitpunkt für die Ernte.
Es benötigt mindestens 10 Jahre, bis aus dem Niederlassen einer Amöbenkolonie ein Skelett entsteht, welches so stark ist, dass es für die Ernte in Frage kommt.
Die Edelkoralle ist in ihrem Fortbestand nicht bedroht und entwickelt sich, streng beobachtet und kontrolliert, so wie in den letzten Jahrzehnten gleich gut.
Zur Schmuckherstellung verwendete Arten und ihre Bezeichnungen
Korallenschmuck besteht ausschliesslich aus Edelkoralle, welche in ihrem Fortbestand nicht gefährdet ist.
In Europa ist die Mittelmeerkoralle, auch als Sardische Koralle bezeichnet, die einzige Art, welche für die Schmuckherstellung abgebaut wird. Ihr wissenschaftlicher Name ist Corallium rubrum; die Farbgebung reicht von sehr dunklem Rot, über orange, bis zu helleren Rottönen, niemals weiss oder helles Rosé.
Das Skelett von Corallium rubrum ist durchgängig gefärbt und weist in seinem Kern keine weisse Ader auf; d.h. es können beim Schleifen niemals weisse Punkte oder Linien erscheinen.
Alle übrigen Korallenarten können unter dem Namen Pazifikkoralle zusammengefasst werden. Sie werden im Handel auch als Momo-Korallen bezeichnet. Die Farbgebung dieser Art ist sehr vielfältig, von weiss und rosé über orange bis zu tiefen Rottönen. Im Inneren dieser Korallenskelette bildet sich immer ein weisser Kern – ein gutes und sicheres Merkmal zur Unterscheidung von Mittelmeerkorallen.
Im Handel gilt es vier zugelassenen Sorten zu unterscheiden:
Corallium elatius (rot-orange)
Corallium secundum (orange-pink, helles Rosé)
Corallium konojoy (weiss, ev. rote Punkte)
Corallium japonicum (dunkles Rot, sehr starker Glanz, die edelste und kostbarste Art)
Es gibt noch unzählige weitere (Farb-)Bezeichnungen, welche einer dieser Sorten zugeordnet werden können, etwa «Angel Skin», «Bouke», «AKA», «Moro» oder «Midway»
Alle Korallen, welche andere Farben aufweisen, wie z. B. schwarz, blau oder Goldtöne, stehen unter Artenschutz und dürfen nicht zu Schmuckzwecken geerntet und gehandelt werden.
Eine grosse Tradition
Korallen werden schon seit rund 9 500 Jahren zu Schmuck verarbeitet. Das älteste Korallenschmuckstück wurde in der steinzeitlichen Stadt Çatalhöyük in der heutigen Türkei gefunden; dieser Fund wird um 7 500 vor Christus datiert.
Im alten Ägypten war Korallenschmuck als Grabbeigabe zum Schutz der Toten üblich.
Glaubt man der griechischen Mythologie, sind Korallen aus dem Blut entstanden, welches dem Haupt der Gorgo entronnen ist, nachdem es Perseus abgeschlagen hatte.
Auch in den Gräbern der La-Tène-Zeit (400 – 58 v. Chr.) fand man mit Korallen verzierte Fibeln, Helme, Armreife und Pferdegeschirre.
Die Römer trieben einen schwunghaften Korallenhandel mit den vorderasiatischen Staaten. Man verwendete sie sowohl als Bestandteil von Heilmitteln als auch für Amulette. Sie sollten Krankheiten aus dem Körper ziehen oder vor dem «Bösen Blick» schützen.
Marco Polo berichtete, die Tibeter hätten im 13. Jahrhundert Edelkorallen als Zahlungsmittel verwendet.
Im Mittelalter wurden oft Heiligenfiguren aus Korallen geschnitzt. Allgemeine Verbreitung fand Korallenschmuck in Europa aber erst im 15. Jahrhundert.
Bis ins 19. Jahrhundert benutzte man pulverisierte Korallen gegen alle möglichen Krankheiten.
Mythenumrankt
Durch den Fundort in den Tiefen des Meeres werden Korallen bisweilen als religiöse Glücksbringer betrachtet. Im Buddhismus zählt die Koralle zu den «Sieben Schätzen». Sie steht in einer Reihe mit Gold, Silber, Lapislazuli, Bernstein, Achat und Muscheln.
Man sagt, die Koralle verleihe Glück, Weisheit, Heilkraft und gebe Schutz vor dem Teufel. Weit verbreitet ist auch der Gebrauch der Koralle bei religiösen Zeremonien, so verwenden zum Beispiel Mönche in Tibet Gebetsketten aus Koralle. Im europäischen Mittelalter wurde die Koralle als Talisman gegen die Hexerei eingesetzt.
Schon seit Urzeiten ist die Koralle als Heilstein und als ganz besonderer Schutzstein bekannt. Noch heute schenkt man kleinen Kindern Korallenketten und Armbänder, die sie vor allem Bösen und negativer Energie schützen sollen. Man sagt ausserdem, die Koralle beschere neue Energie, Freude und Lebenskraft und stärke das Bedürfnis nach Freundschaft, Partnerschaft und Liebe. Sie soll sowohl auf das Kronen-Chakra als auch auf das Wurzel-Chakra wirken, z.B. bei Meditationen neue Energie verleihen und Blockaden auflösen.